Musée Unterlinden in Colmar
Veranstalter:
Prof. Dr. Joachim Küchenhoff und Dr. phil. Jana Lucas
Workshop Kunst und Psychoanalyse
Matthias Grünewalds Altarbilder mit der Passion Christi, der Verkündigung und Geburt sowie mit Szenen aus dem Leben des hl. Antonius zeichnen sich durch einen schonungslosen Blick auf den Körper aus. Ursprünglich stand das Altarretabel in der Kirche des Antoniterhospitals in Isenheim, wo die Antoniter die Kranken gleichsam als «Ikonotherapie» vor den riesigen Hochaltar führten. Insbesondere die mit grauenhaftem Realismus dargestellte Kreuzigungsszene sollte den an Antoniusfeuer Erkrankten Trost spenden. Die körperliche Versehrtheit Christi im Bild traf hier auf die oftmals tödliche Realität der Betrachtenden. So mag der Anblick des Altars für die Kranken eine entlastende Funktion gehabt haben und man ist geneigt anzunehmen, dass in Isenheim psychosomatisch gedacht wurde.
Die «Ikonotherapie» setzt voraus, dass das Verhältnis zwischen Bild und Betrachtenden mitgedacht ist. Dabei geht es um eine Wechselbeziehung zwischen dem dargestellten und dem wahrnehmenden Leib, also um «Zwischenleiblichkeit». Wir wollen bei unserem Workshop untersuchen, wie wir heute betrachtend und mit unserem ganzen leiblichen Erleben auf die Kunstwerke reagieren. Hat der Altar immer noch eine kurative Wirkung, auch jenseits seiner theologischen Implikationen? Gibt er uns Hinweise darauf, wie körperliches Leiden verarbeitet werden kann? Welche symbolischen Funktionen übernehmen die Körperdarstellungen? Welche Emotionen werden durch den Körper ausgedrückt? In der Konfrontation mit den Kunstwerken gehen wir dem individuellen Körpererleben, dem zwischenleiblichen «Gespräch» und den Wechselwirkungen zwischen Körper- und Selbsterleben nach.
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