Hanna Levy-Deinhard Preis

Hanna Levy-Deinhard

1950 Dozentin in New York, USA

Seit dem Jahr 2021 vergibt des Kunsthistorische Seminar der Universität Basel einmal jährlich, im Herbstsemester, einen Preis für besonders herausragende Abschlussarbeiten (in der Regel im Master-Examen), die in den zwei vorangegangenen Semestern am hiesigen Institut entstanden sind.

Benannt ist der Preis nach Hanna Levy-Deinhard (* 28. September 1912 in Osnabrück; † 14. Juli 1984 in Basel). Das Kunsthistorische Seminar würdigt damit eine Kunsthistorikerin, die ab 1932 Kunstgeschichte, Philosophie und Germanistik an der Universität München studierte, nachdem der Antisemitismus und die Rassegesetze in Deutschland eine Fortsetzung aber verunmöglichten, an die Sorbonne in Paris wechselte, und dort 1936 mit einer Dissertation über Heinrich Wölfflin. Seine Kunsttheorie. Seine Vorläufer u. a. bei Henri Focillon promoviert wurde. Im folgenden Jahr emigrierte sie, gemeinsam mit ihrem späteren Ehemann, dem Cellisten Fritz Deinhard, nach Brasilien, wo sie in Rio de Janeiro Kunstgeschichte und Kunstkritik lehrte und sich in besonderem Masse für die zeitgenössische Kunst engagiert hat. Ab 1948 war sie in New York tätig, als Lecturer an der New School for Social Research, unterrichtete aber auch am Bard College und von 1973 bis 1978 als Professorin am Queens College. Im Anschluss an ihre Emeritierung übersiedelte sie nach Basel – dem eigenen Bekunden zufolge, um ihren Lebensabend wieder im deutschsprachigen Raum, wenn auch nicht in Deutschland, besonders aber an der einstigen Wirkungsstätte Jacob Burckhardts und Heinrich Wölfflins zu verbringen. In Basel bot sie u. a. kunsthistorische Veranstaltungen an der Volkshochschule und in den Museen an, ganz getreu ihrer lebenslang verfolgten Grundüberzeugung vom gesellschaftlichen Bildungsauftrag der Wissenschaft. Überhaupt ist sie heute vor allem als frühe Vertreterin einer politisch denkenden und engagierten Kunstgeschichte in Erinnerung, nicht zuletzt durch ihr vielbeachtetes Buch Bedeutung und Ausdruck. Zur Soziologie der Malerei, Neuwied 1967. Ihre Bibliothek vermachte sie der Universität Basel.*

*Irene Below/Burcu Dogramaci (Hrsg.): Kunst und Gesellschaft zwischen den Kulturen: Die Kunsthistorikerin Hanna Levy-Deinhard im Exil und ihre Aktualität heute. München: edition text + kritik, 2016

Über die Vergabe des Preises entscheidet das Professorium des Kunsthistorischen Seminars.

Koordinatorin: Jacqueline Dubach

 

Preisträger/in

2024
Annick Herren: Wilt du genant werdn ain gespons min - Die spirituelle Reise der Seele als Braut Christi im Cod.710(322) der Stiftsbibliothek Einsiedeln als neues Narrativ in Schrift und Bild.

2023
Elena Degen: KUNST FÜR ZUHAUSE? Sophie Taeuber-Arps Kreuzstichstickereien im Spannungsfeld des Dekorativen.
Hannes Eckstein: Die Physiognomik als Strategie der skulpturalen Bedeutungskonstitution: Pomponio Gauricos De sculptura.

2022
Len Schaller: Auf Augenhöhe mit Amöben: Digitales Welten im Anthropozän.

2021
Annina Kapferer: Die Farben des Jacopo Pontormo. lm Spannungsfeld zwischen Licht und Sinnlichkeit.
Robert Knöll: "Je est un Autre". Das Ich und der Leib in Picassos Frühwerk.