Alte Universität, Rheinsprung 9, HS -101
Organizer:
Departement Künste, Medien, Philosophie
5. Basler Nietzsche Vorlesung mit Nicola Suthor (Yale)
Anschliessend sind alle Teilnehmenden zu einem Apéro vor Ort eingeladen.
An die schnell hingeworfene und mit wenigen Linien ausgeführte Skizze knüpfen sich zwei große Versprechen: Sie soll Denkprozesse materialisieren und das innere Wesen des Künstlers entäußern. Die Annahme einer „agency“ der materiellen Linie, wie sie die Zeichenpraxen und -theorien der Moderne eröffnet haben, greift jedoch für die Zeichnung der Frühen Neuzeit zu kurz, da eine solche Annahme schlichtweg Denkfähigkeit und Geistlichkeit in die Linie versenkt.
Die Flüssigkeit der künstlerischen Handschrift, wie sie sich im Linienbild abzeichnet, wird oft zur Quelle der Inspiration stilisiert, ohne in Rechnung zu stellen, dass ihre vermeintliche Natürlichkeit nicht gegeben, sondern erarbeitet ist. Sie ist das Resultat eines intensiven Studiums und damit Aneignungsprozesses, der sich in der Linie abzeichnet. Zugleich unterschlägt eine derartige den materiellen Linienzug mystifizierende Anschauung die innere Vorstellung, an deren Konkretion die frühneuzeitliche Skizze vornehmlich arbeitet.
Der Vortrag unternimmt es, aufzuzeigen, auf welcher theoretischen Grundlage die zeichnerische Linie zum Medium der Übersetzung innerer Bilder werden konnte, und eruiert konkret anhand einiger Zeichnungen, wie die sich hier abzeichnenden engrammatischen Linien einen indirekten Zugang zur Vorstellungswelt des Künstlers eröffnen.
Prof. Dr. Nicola Suthor ist Professorin für Kunstgeschichte an der Yale University mit besonderem Schwerpunkt auf europäischer Kunst und Kunsttheorie 1500-1800. Ihr aktuelles Forschungsprojekt „Meta/Physics of Drawing: Trains of Thought and the Artist’s Line“ beschäftigt sich mit der Verschränkung von Ideologien und
Praktiken des Zeichnens von der Renaissance bis zum Bauhaus.
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