27 Apr 2023
18:15

Alte Universität, Hörsaal -101, Rheinsprung 9, 4051 Basel

Organizer:
Kunsthistorisches Seminar Basel

Public event

Festvortrag mit Evonne Levy

Aus Anlass seines einhundertfünfundzwanzigjährigen Bestehens, beehrt sich das Kunsthistorische Seminar der Universität Basel, zu einem Festvortrag einzuladen, der an die beiden Protagonisten dieser Gründung erinnert.

Poster Jubiläum

Der Vortrag wird auf Englisch gehalten.

Burckhardt and Wölfflin’s Media Entanglements 
Judging by the books populating our library shelves - with its sections on architecture, painting, sculpture, graphic arts, decorative arts - art history is a priori all about media. And yet, even with the material turn, which brought crucial aspects of the artistic media into view through their materialities, an antipathy towards media that formed in reaction against Clement Greenberg's tyranny of medium specificity is still palpable in the discipline. But the skittishness around media is of much longer durée, traceable to Vasari's amedial concept of disegno and Hegelian idealism. A compelling media- and material-based art history was, however, introduced into modern art history just a train-ride away from Basel, in Zurich by Gottfried Semper, where he taught side by side with Jacob Burckhardt in the 1850s. Even though Semper's Der Stil (1860) was a highly influential work, its negative reception as material determinism by the towering figures of early modern art history, most notably Alois Riegl, meant that his point of view on materials or media were not carried into the grand narratives of the discipline.

In this talk I ask how Burckhardt reacted to Semper's system of thought at the moment that he played a central role in the founding of university study of art history. Did his Cicerone, Cultur der Renaissance in Italien and especially his 1867 Geschichte der neueren Baukunst (later, Baukunst der Renaissance in Italien), help to build the media silos that remain with us to today? And where can the transmediality that sustains the major theoretical contributions of his pupil and successor in Basel, Heinrich Wölfflin, be situated between the views of Burckhardt and Semper? A postscript on the divergent views of the medium of photography as it served the discipline itself helps to situate Burckhardt and Wölfflin's media entanglements.


Burckhardt and Wölfflin’s Media Entanglements
Den Büchern nach zu urteilen, die unsere Bibliotheksregale füllen – mit ihren Abteilungen zu Architektur, Malerei, Bildhauerei, Grafik, Kunsthandwerk – ist Kunstgeschichte a priori vor allem Mediensache. Und dennoch, trotz des material turn, der entscheidende Aspekte der künstlerischen Medien durch ihre Materialitäten ins Blickfeld rückte, ist in der Disziplin eine Antipathie gegenüber Medien spürbar, die sich als Reaktion auf Clement Greenbergs Tyrannei der Medienspezifität breitgemacht hat. Aber das zwiespältige Verhältnis zu Medien ist historisch weit tiefer verwurzelt, zurückgehend auf Vasaris amediales Konzept des disegno und den Hegelianischen Idealismus. Eine überzeugende medien- und materialbasierte Kunstgeschichte wurde jedoch nur eine Zugfahrt von Basel entfernt in Zürich von Gottfried Semper in die moderne Kunstgeschichte eingeführt, wo er in den 1850er Jahren Seite an Seite mit Jacob Burckhardt lehrte. Obwohl Sempers Der Stil (1860) ein höchst einflussreiches Werk war, führte seine negative Rezeption als Materialdeterminismus durch die überragenden Persönlichkeiten der jungen Kunstgeschichte zu Beginn der Moderne, allen voran Alois Riegl, dazu, dass seine Position zu Materialien oder Medien keinen Eingang in die grossen Narrative der Kunstgeschichte fanden.

Der Vortrag geht der Frage nach, wie Burckhardt auf Sempers Gedankensystem gerade zu jener Zeit reagierte, als er eine zentrale Rolle bei der Gründung des universitären Studiums der Kunstgeschichte spielte. Haben sein Cicerone, Cultur der Renaissance in Italien und insbesondere seine Geschichte der neueren Baukunst (später Baukunst der Renaissance in Italien) von 1867 zur Errichtung der Mediensilos beigetragen, die uns bis heute erhalten geblieben sind? Und wo ist die Transmedialität, die die bedeutenden theoretischen Beiträge seines Basler Schülers und Nachfolgers Heinrich Wölfflin durchzieht, zwischen den Ansichten von Burckhardt und Semper anzusiedeln? Ein Postskript zu den divergierenden Ansichten über das Medium Fotografie im Dienste der Disziplin hilft, Burckhardts und Wölfflins mediale Verstrickungen zu verorten.

 

 

 


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