20 Apr 2018
19:30  - 20:45

Kollegienhaus der Uni Basel, Hörsaal

Veranstalter:
Tschechoslowakische Verein Domov

Öffentliche Veranstaltung

Vortrag: Die Wenzelsbibel - Fenster ins 14. Jahrhundert


Inhalt des Vortrags
:

Wenzel IV. (13611419), Sohn und Nachfolger Karls IV. war seit 1378 bis zu seinem Tode 1419 tschechischer König und seit 1376 bis zu seiner Absetzung im Jahre 1400 König des Heiligen Reiches der Deutschen Nation. In Erinnerung blieb er als ein schwacher König, aber ein grosser Liebhaber und Sammler von Büchern. Die nach ihm benannte sog. Wenzelsbibel ist wegen ihrer Illuminationen ein europäisches Kunstdenkmal und wegen ihrer Bibelübersetzung ins Frühneuhochdeutsche ein deutsches Sprachdenkmal.

     Wenzels Herrschaft als römischer König hingegen hinterliess kaum Spuren. Seine Versuche, sich in Rom – wie sein Vater –  zum Kaiser krönen zu lassen, scheiterten wegen Umständen, welche im Vortrag näher erläutert werden. Seine letzten Regierungsjahre als tschechischer König sind durch Unruhen in Böhmen und durch den Ausbruch der Hussitenrevolution überschattet worden.

     Der Vortrag wird auch der Frage nachgehen, was Wenzel IV. dazu bewogen haben mochte, eine derart kostspielige Riesenbibel herstellen zu lassen. Die Bibel wird anhand von ausgewählten Beispielen vorgestellt, welche vom Referenten erläutert werden. Er wird sich auch der Genese der frühneuhochdeutschen Übersetzung  widmen.

     Die Wenzelsbibel ist die Bezeichnung der luxuriösen Handschrift, welche in Prag zwichen 1390 und 1400 für den gleichnamigen König entstand. Sie beinhaltet eine der ältesten Übersetzungen des Alten Testaments ins Deutsche. Neben der sprachlichen Exklusivität ziehen unsere Aufmerksamkeit ebenfalls 654 Illuminationen, welche die Bibel schmücken, an. Nach Wenzels Tod erbte die Bibel sein Bruder Sigismund, der tschechische und ungarische König. Nach seinem Ableben kam die Handschrift durch seinen Schwiegersohn Albrecht von Habsburg in den Besitz der Habsburger Dynastie. Gegenwärtiger Aufbewahrungsort des Originals ist die Österreichische Nationalbibliothek in Wien.

 

Rudolf Hopmann (*1933 in Köln) lebt in Riehen. Er studierte in Graz Chemie, Philosophie und Psychologie. Nach einem Studienaufenthalt in den USA und einigen Jahren als Assistent am Max-Planck-Institut in Göttingen wirkte er im Biozentrum der Universität Basel. Seit seiner Studienzeit befasste er sich mit philosophischen und psychologischen Themen. Er war in der Erwachsenenbildung und in verschiedenen kirchlichen Gremien tätig.

     Eine Bibelausstellung 1998, welche er kuratierte, veranlasste ihn, sich mit der Wenzelsbibel zu befassen.. In den folgenden Jahren gab er einige kunsthistorische Bücher heraus – so z. B. Ein Licht kam in die Finsternis – Gedanken zu altdeutschen Weinachtsbildern (2014) und ein Buch über die Wenzelsbibel König ohne Kaiserkrone – Die (Bilder)Sprache der Wenzelsbibel (2015). Ferner gab er einige belletristische Werke und zwei Bücher heraus, die auf seinen Erfahrungen als Erwachsenenbildner beruhen. 


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